Ein kompetentes Team, Marktkenntnis und Liebe zur Region. Geschäftsführer Markus Buortesch über die Standortentscheidung, das Potential Niedersachsens im Bereich Sonnenenergie und Backfisch.

Herr Buortesch, geben Sie uns einen kurzen Überblick: Womit genau beschäftigt sich Greenovative?

Buortesch: Wir entwickeln, errichten und betreiben erneuerbare Energieprojekte. Unser Schwerpunkt liegt auf großen Solarparks sowie Anlagen auf Gewerbedächern. Dabei versuchen wir stets, maßgeschneiderte Lösungen für Gemeinden, Flächeneigentümer, Behörden und Industriekunden zu entwickeln – im Bereich der Freiflächenanlagen auch mit Bürgerbeteiligung.

Anfang November haben Sie Ihren neuen Standort in Oldenburg eröffnet. Was waren die ausschlaggebenden Gründe, sich für diesen Standort zu entscheiden? Welche Ziele verfolgen Sie mit der Eröffnung eines neuen Standortes in Oldenburg?

Buortesch: Niedersachsen bietet als Flächenland enormes Potenzial für Photovoltaik. Es besteht außerdem Nachholbedarf in diesem Bereich, da in der Vergangenheit stets die Windenergie ausgebaut wurde und gleichzeitig keine Flächenkulissen für Solarparks freigegeben wurden. Mittlerweile hat die Landesregierung konkrete Ausbauziele.

Sie hatten kürzlich Ihr zehnjähriges Firmenjubiläum. Ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um mittels eines neuen Standortes zu expandieren?

Buortesch: 10 Jahre sind sicherlich ein Meilenstein, an dem man sowohl bewusst zurück als auch nach vorne schaut. Wir freuen uns, in den nächsten 10 Jahren auf nationaler Ebene noch präsenter zu sein, auch aufgrund unserer regionalen Standorte.

Ihr Portfolio umfasst Photovoltaik-Dachanlagen sowie Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Werden Sie in der Region Oldenburg beides realisieren oder setzen Sie einen bewussten Fokus?

Buortesch: Unser Fokus liegt in Niedersachsen klar auf den Freiflächenanlagen, also Solarparks ab einer Größe von fünf Hektar. In Edewecht befindet sich gerade ein zehn Hektar großer Park in der Bauleitplanung. Hier streben wir einen Baubeginn Ende 2024 an. Auch bei diesem Projekt bieten wir, wie bei allen unseren Solarparks, eine Bürgerbeteiligung für interessierte Bürgerinnen und Bürger an.

Sie erwähnten bereits zweimal das Modell der Bürgerbeteiligung. Wann findet diese statt und wie funktioniert sie?

Buortesch: Bürgerbeteiligungen bieten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, in unsere Solarparks zu investieren und einen aktiven Beitrag zum Ausbau der Energiewende zu leisten. Das Modell ist sehr beliebt, da es unkompliziert online abgewickelt wird und Beteiligungen bereits mit kleineren Summen möglich sind.
Beteiligungen sind in einem finanziellen Rahmen von 1.000 € – 25.000 € pro Person bei einer Maximallaufzeit von 10 Jahren möglich, wobei man nur 5 Jahre gebunden ist und das Geld danach flexibel entnehmen kann. Beteiligte Bürgerinnen und Bürger erhalten aktuell einen Zins von 4,0 Prozent im Jahr.
Alle weiteren Informationen sind hier zu finden: buergersolar.greenovative.de

Sind bereits konkrete Photovoltaikanlagen in Niedersachsen in Planung?

Buortesch: Ja. Aktuell haben wir vier Solarparks an den Standorten Edewecht, Filsum, Varel und Nörten-Hardenberg in der konkreten Bauplanung. Zudem habe ich familiäre Kontakte in Ostfriesland, was den Aufbau von Netzwerkpartnern in den letzten Jahren erleichtert hat. Daher glauben wir, dass wir im niedersächsischen Photovoltaikmarkt eine entscheidende Rolle spielen können.

Werden sich die geplanten Photovoltaik-Projekte in unserer Region von den Anlagen in Bayern unterscheiden? Wenn ja, inwiefern?

Buortesch: Durchaus, der Reihenabstand zwischen den Photovoltaik-Modulen wird sich, aufgrund der geographischen Lage, leicht vergrößern. In Moorgebieten werden wir beispielsweise mit einem speziell entwickelten Gestell arbeiten, das den hohen Umwelt- sowie Stabilitätsanforderungen gerecht wird und damit die Umgebung nachhaltig schützt.

Die aktuellen Zeiten stellen alle Unternehmen vor Herausforderungen: Mit welchen sieht sich Greenovative derzeit konfrontiert?

Buortesch: Auch vor uns macht der Fachkräftemangel nicht Halt. Allerdings haben wir das Glück, in einer für junge Leute attraktiven Branche tätig zu sein, sodass wir es bisher stets geschafft haben, die richtigen Leute für unser dynamisches Wachstum zu finden.
Das erhöhte Zinsniveau belastet natürlich die gesamte Branche. Wenn der Zinsanstieg nicht abbricht, werden Zinsverbilligungsprogramme notwendig sein, um die Wachstumsziele der Bundesregierung erfüllen zu können.
Insgesamt sind wir aber sehr gut aufgestellt und verfügen über einen soliden Anlagenbestand, der uns hilft, Projekte aus eigener Kraft finanziell zu stemmen.

Nun brauchen Sie ein kompetentes Team an Mitarbeitenden, die motiviert sind, den neuen Standort mit Greenovative zu entwickeln. Wer bildet zukünftig das Team in Oldenburg?

Buortesch: Einer unserer erfahrensten Mitarbeiter aus dem Bereich Projektplanung, Daniel Birkmair, zieht ab Januar nach Oldenburg, um das neue Team dort aufzubauen, und unsere Firmenstrukturen sowie unsere DNA vor Ort zu etablieren. Bis dato haben wir einen Kollegen vor Ort einstellen können, Matthias Mertens, und sind noch auf der Suche nach ein bis zwei weiteren motivierten Teammitgliedern für den Standort Oldenburg.

Worin sehen Sie Ihr Erfolgsrezept? Wie wollen Sie sich in Zukunft aufstellen?

Buortesch: Unser Unternehmen verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Von der Planung, über die Entwicklung, bis hin zum Engineering und dem Bau der Photovoltaik-Anlagen bilden wir die gesamte Wertschöpfungskette aus eigener Kraft ab. Das verschafft uns stets das notwendige Knowhow und die Handlungsfähigkeit, um schnell und individuell auf Trends und Veränderungen auf dem Markt zu reagieren.
Auch in Zukunft wird unser Fokus auf ganzheitlichen Lösungen im Bereich Photovoltaik liegen. Daher beschäftigen wir uns intensiv mit Speicherlösungen, um handlungsfähig zu sein, sobald sich diese wirtschaftlich rentabel darstellen lassen. Darüber hinaus wird auch Wasserstoff ein Thema sein, vermutlich jedoch erst gegen Ende dieses Jahrzehnts.

Was gefällt Ihnen persönlich an unserer Region?

Buortesch: Natürlich die Menschen: Die norddeutsche Art ist sehr direkt und klar. Man redet nicht lange um den heißen Brei herum, sondern ist in der Lage, Entscheidungen zu treffen. Wenn dann eine Entscheidung getroffen ist, steht man zu seinem Wort. Familiär bedingt reise ich seit 20 Jahren in die Region und schätze die Menschen sehr für ihre Zuverlässigkeit und Herzlichkeit.
Das weitgehend flache Land bietet außerdem eine schier endlose Weite und vermittelt ein Gefühlt von Freiheit. Auch die verklinkerten Häuser sehe ich jedes Mal wieder gerne!

Und zu guter Letzt: Schnelle Frage – schnelle Antwort. Grünkohl oder Backfisch?

Buortesch: Für mich ist es ganz klar der Backfisch, auch wenn meine Schwiegerfamilie immer den Grünkohl bevorzugen würde.