Von Franken nach Baden-Württemberg. Der Photovoltaik-Anbieter Greenovative eröffnet einen neuen Standort in Stuttgart. Corinna Vogt, Projektleiterin für Solarparks, über den neuen Standort in Stuttgart und das Potential Baden-Württembergs in puncto Solarenergie.

Frau Vogt, für diejenigen, die Greenovative noch nicht kennen: Wer ist und was macht Greenovative?

Vogt: Wir entwickeln, errichten und betreiben erneuerbare Energieprojekte. Unser Fokus sind Solarparks auf Flächen ab 5 Hektar. Dabei entwickeln wir individuelle Lösungen für Gemeinden, Flächeneigentümer und Behörden. Auch die Bevölkerung vor Ort binden wir in unsere Projekte mit ein – beispielsweise mit Bürgerbeteiligungen.

Was macht Stuttgart für Sie als neuen Standort attraktiv?

Vogt: Mit unserem neuen Büro in Stuttgart sitzen wir im Herzen Baden-Württembergs. Das Bundesland bietet sowohl hinsichtlich der Flächenstrukturen als auch der intensiven Sonneneinstrahlung enormes Potenzial für Photovoltaik. Die Landesregierung hat nun konkrete Ausbauziele für Solarenergie: Bis 2040 soll rund ein Drittel der geplanten Photovoltaik-Leistung auf Freiflächen entstehen. Wir ziehen mit und wollen die Energiewende nun auch in Baden-Württemberg weiter vorantreiben.
Unser Büro in Stuttgart liegt zentral, sodass unsere Mitarbeitenden ihren Arbeitsplatz bequem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können. Man ist jedoch auch rasch aus Stuttgart herausgefahren, um Gemeinden und Projekte vor Ort besuchen zu können.

Werden bereits neue Projekte in Baden-Württemberg geplant? Wenn ja, welche Besonderheiten gibt es in der Region?

Vogt: Ja, wir haben bereits einige Projekte in der Pipeline und stehen in intensivem Austausch mit interessierten Flächeneigentümern, die einen Solarpark auf ihrer Fläche errichten wollen. Konkret in Planung befinden sich beispielsweise Projekte in Welzheim und Alfdorf im Rems-Murr-Kreis. Die Besonderheit hier ist, dass die Projekte in Kooperation mit der Bürgerenergie-Genossenschaft Schwäbischer Wald umgesetzt werden.

Welche Phasen gehören zur Planung eines neuen Solarparks? Wie werden hier Gemeinden und Behörden eingebunden? Wie lange braucht es von der Planung bis zur Eröffnung?

Vogt: Wir beginnen immer mit einer Flächenanalyse. Dabei wird die Fläche anhand bestimmter Kriterien beurteilt, ob ein Solarpark realisierbar ist. Anschließend gehen wir mit den Grundstückseigentümern ins Gespräch und schließen einen Pachtvertrag.
Die Gemeinde ist ein wichtiger Partner bei der Umsetzung der Projekte. Deshalb treten wir frühzeitig mit dieser in den Austausch und präsentieren das geplante Vorhaben persönlich beim Bürgermeister, im Bauausschuss oder einer Gemeinderatssitzung.
Im Anschluss geht es ins Bauleitplanverfahren. Hier werden alle Wünsche und Anliegen der örtlichen Gemeinderäte erörtert und berücksichtigt. Parallel läuft auch die Detailplanung des Solarparks, die wir stets in Zusammenarbeit mit einem lokalen Planungsbüro, der Naturschutzbehörde und der Gemeinde durchführen.
Mittels Bürgerbeteiligung oder Info-Veranstaltungen beziehen wir auch die Bevölkerung vor Ort in das Projekt mit ein. Insgesamt vergehen im Schnitt circa zwei Jahre von der Planung bis zur Einweihungsfeier eines Solarparks.

Greenovative baut Photovoltaik-Anlagen mit Rücksicht auf die Biodiversität vor Ort. Welche positiven Auswirkungen auf die Natur konnten Sie aus bisherigen Projekten feststellen? Wie werden Flora und Fauna beim Bau berücksichtigt?

Vogt: Der Ausbau erneuerbarer Energien und der Erhalt von Biodiversität ergänzen sich perfekt. Bei unseren Solarparks werden keine Flächen versiegelt. Durch die Bereitstellung von Ausgleichsflächen und der Ausbringung von regionalem Saatgut auf Solarpark- und Ausgleichsflächen tragen wir nicht nur zum Erhalt der Natur bei, sondern schaffen neue Lebensräume. So wird beispielsweise für die Zauneidechse ein besonderes Habitat in Form von Lesesteinhaufen geschaffen, in dem sie sich pudelwohl fühlt.

Sie sprachen vorhin davon, dass Sie Bürgerinnen und Bürger vor Ort in Ihre Projekte mit einbeziehen. Wie können Anwohnende vor Ort von ihren Projekten profitieren?

Vogt: Unsere Bürgerbeteiligungen sind sehr beliebt. Das Angebot wird von der Bevölkerung gerne in Anspruch genommen, da es unkompliziert online abgewickelt wird und Beteiligungen bereits mit kleineren Summen möglich sind:
In einem finanziellen Rahmen von 1.000 € – 25.000 € pro Person und bei einer Maximallaufzeit von 10 Jahren, kann jeder Teil der Energiewende werden und finanziell davon profitieren. Beteiligte Bürgerinnen und Bürger erhalten aktuell einen Zins von 5,0 Prozent im Jahr.

Sind die Bedingungen aktuell günstig für den Bau von Photovoltaik-Anlagen? Welche Herausforderungen bewältigen Sie als Photovoltaik-Anbieter?

Vogt: Die Bedingungen sind durchaus günstig, denn die Preise für Photovoltaik-Module sind in den letzten Monaten gesunken. Eine Herausforderung ist für uns stets die Netzsituation vor Ort. Diese entscheidet darüber, wie und wo eine Anlage an das örtliche Netz angebunden werden kann. Kommunen stehen wir mit Rat und Tat zur Seite und beraten jederzeit gerne und unverbindlich, wenn es um Ablauf und Umsetzung des Bauleitplanverfahrens geht.

Wie hoch ist die gesellschaftliche und politische Akzeptanz solcher Projekte aktuell?

Vogt: Die vielen Anfragen von GrundstückseigentümerInnen und LandwirtInnen zeigen uns, dass das Thema aktuell und die Akzeptanz innerhalb der Gesellschaft hoch ist. Aufgrund der anhaltenden Klimakrise und unserer zum Teil vom Ausland abhängigen Energieversorgung, hat die Bevölkerung die Brisanz einer lokalen Energieerzeugung erkannt. Die Energiewende ist zentral für eine sichere, umweltverträgliche und wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft in Baden-Württemberg.

Mit dem aktuellen Tempo beim Ausbau von erneuerbaren Energien sei das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2030 noch möglich. Welche Maßnahmen sind erforderlich, um dies zu erreichen?

Vogt: Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss massiv vorangetrieben werden, um die Energie-Versorgung auch für kommende Generationen sicherzustellen. Vor allem Wind- und Sonnenkraft werden für die dezentrale Energieversorgung eine zentrale Rolle spielen. Um eine schnellere und effizientere Umsetzung der geplanten Maßnahmen voranzutreiben, müssen vor allem die Genehmigungsverfahren beschleunigt werden.

Wie unterscheidet sich Greenovative von anderen Anbietern?

Vogt: Unser Unternehmen verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Wir sind während der gesamten Projekt- und Betriebslaufzeit hinweg unmittelbarer Ansprechpartner. Auch der Service und die Wartungsarbeiten der Solaranlagen fallen in unser Aufgabenfeld.
Wir halten unsere gebauten Solarparks außerdem im Eigenbestand. Ein Verkauf an Investoren ist nicht unser Ansinnen.

Ein neuer Standort braucht auch neue Mitarbeitende: Sind Sie aktuell auf der Suche?

Vogt: Da ich selbst gebürtige Schwäbin bin, freue ich mich das neue Team in Stuttgart aufzubauen, und unsere Firmenstrukturen sowie unser Wissen aus unserer über 10-jährigen PV-Erfahrung vor Ort zu etablieren. Bis dato haben wir einen Kollegen vor Ort einstellen können, Sebastian Keck, und sind noch auf der Suche nach ein bis zwei weiteren motivierten Teammitgliedern für den Standort Stuttgart.

Was gefällt Ihnen persönlich an unserer Region?

Vogt: Ich freue mich vor allem auf die schwäbische Mundart und – natürlich – auf Maultaschen und Linsen mit Spätzle!